»Nur weil ich als Katholik ein besserer Mensch bin, soll ich arrogant sein?«
Ich bin einem Diskutanten irgendwo in diesem Internet ganz dankbar für dieses (ironisch gemeinte) Stichwort. Schöne, paradoxe Formulierung!
Klar: Wer sich für besser hält, soll sich nichts darauf zugute halten, sondern zur Beichte gehen. Aber ist das unter allen Umständen so?
Wir lesen »besserer Mensch« und ergänzen im Sinn den Komparativ mit »besser als DER DA« oder »als die anderen«. Klar, da wären wir sofort bei dem Gleichnis mit dem Pharisäer und dem Zöllner im Tempel – wer’s nachschlagen will, Lukas 18. Die Sache ist also klar: Geht nicht.
Wie wäre es aber eigentlich mit »besser, als wenn ich kein Katholik wäre«? Den Vergleich einmal an die eigene Existenz angelegt. Verbessert mich das Christsein? Bin ich also als Katholik ein besserer Mensch, als wäre ich kein Katholik?
Auf diese Frage gibt es vielleicht ebenso keine Antwort. Und, da der Teufel die Menschen auch versucht, indem er sie ein Körnchen Wahrheit finden lässt, gibt es Menschen, die unter dem Einfluss einer gewissen fehlgeleiteten Katholizität zu kleinen Ekelpaketen werden.
Aber der Glaube ist nicht nur eine Sache des moralischen Vorankommens, sondern vor allem eine Beziehungssache. Ich denke an eine Liedzeile irgendeiner Schnulze, in der der eine Liebende dem anderen erklärt: »Du lässt mich GANZ sein.« Liebende kennen das – wenn man in der Gegenwart des Geliebten aufblüht, Witz und Tatendrang verspürt, freiwillig den Spül erledigt!
Zudem ist GANZ ohne Zweifel besser als HALB, zumindest wenn es sich um etwas Gutes handelt. (Eine halbe Stunde auf dem Zahnarztstuhl wäre natürlich besser als eine ganze.)
Aber wenn die Beziehung zu Jesus stimmt, dann bin ich natürlich MIT IHM zusammen BESSER, als Peter ohne Jesus. (»Ohne Jesus ist alles doof.«) Und das Schöne ist: wenn ich mir in einem Anfall von Gefallsucht irgendetwas zuschreiben will, das eigentlich doch aus der Gnade Gottes kommt, dann kann ich über mich lachen, auf Jesus zeigen und sagen: DIESER erst macht mich ganz. Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn. Oder so.
Ich kann von mir selbst aus Erfahrung sagen: Vor meiner Bekehrung zum Christentum war ich ein größeres Ekel als danach.