Woran soll ich erkennen, daß das wahr ist?

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Der Advent – und damit auch der Adventskalender –  befinden sich auf der Zielgeraden. Gestern begleitete uns der Introitus des Rorate-Sonntags. Das Evangelium des heutigen Tages bereitet die Geburt Johannes des Täufers vor: Während der Priester Zacharias das Rauchopfer vorbereitet, erscheint ihm der Engel Gabriel und verkündet, daß seine Frau Elisabeth einen Sohn gebären werde.

Es fällt schon auf, daß der Engel gegenüber der Verkündigung an die Jungfrau Maria in diesem Fall geradezu euphorisch redselig ist. Hier geschieht Heilsgeschichte, hier erklingt Prophetie – und dem Priester Zacharias sollten die Anklänge an die Heiligen Schriften viel vertrauter sein als uns, die wir Zeuge der denkwürdigen Unterhaltung werden.

»Woran soll ich erkennen, daß das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.«

Er hätte sich etwas mehr Mühe machen können. Da erscheint doch immerhin ein Engel! Da erklingt eine Prophetie, die ihm doch deutlich zeigen muß: Jetzt beginnen die messianischen Zeiten! Und dieser Routinier des geistlichen Lebens erwägt, was für ihn realistisch erreichbar ist! Einerseits spricht er mit dem Engel, lebt in der Wirklichkeit Gottes – und andererseits ist er an den Boden seiner »Realitäten« geheftet.

»Woran soll ich erkennen, daß das wahr ist?«

Zacharias spricht mit dem Engel

»Ey, Engel, was soll dat?« | Pietro Esserone, genannt der Stallhase, frühes 21. Jahrhundert

Heute bin ich dankbar dafür, daß Zacharias dieses Beispiel eines »gealterten« Glaubens gibt. Zwar nimmt er die Erscheinung hin, aber wenn es an das konkrete Hoffen geht, dann kennt er die Spielregeln, wie das mit dem Leben so aussieht. Er und seine Frau sind unfruchtbar.

Und der Engel, selbst wenn er ihm in überwältigender Deutlichkeit und mitten im Heiligen Dienst erscheint, gehört nicht wirklich seiner Lebenswelt an.

Mich trifft diese Begebenheit sehr. Meine eigene Hoffnung ist oft »gealtert«. Da glaube ich die Spielregeln des Lebens zu kennen, doch Gott will meinen Erwartungshorizont aufbrechen. »Ich bin mit dir« antwortet Gott einmal einem ähnlich verdutzten Frager (Ex 3,12). Und auch mit Zacharias wird Gott schließlich fertig. Gut für uns alle!

In den verbleibenden Tagen des Advent will ich meinen gealterten Glauben erfrischen lassen. Nicht weil ich weiß, wo der Hase läuft, sondern weil Gott Gott ist.

(Das ist ein Blogbeitrag im Rahmen des Adventskalenders der Blogoezese. Morgen öffnet sich im Blog »Kreuzzeichen« das zwanzigste Türchen.)


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