Ich wurde gebeten, im Rahmen einer der üblichen Challenges, fünf Bibelverse vorzustellen, die mir viel bedeuten. Eine gute Gelegenheit, meinen brachliegenden kephas-Blog wieder warmlaufen zu lassen. Also los:
Da erschien ein anderes Pferd; das war feuerrot. Und der, der auf ihm saß, wurde ermächtigt, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachteten. Und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben. (Offb 6,4)
Mord und Totschlag, Terror und falsche Bezichtigungen. Kriegsgeschrei und Totenklage. Brüder gegen Brüder, Söhne gegen Väter. Vier Reiter werden auf die Erde losgelassen, als das Lamm die Siegel löst. Ein weißes Roß, das zu siegen auszieht – »wieviele fruchtlose Siege!« klagt Elrond im Herrn der Ringe – , ein schwarzes Pferd, daß Teuerung und Not verheißt, ein fahles Pferd, das Seuchentod und Naturbedrohungen auf die Erde wirft. Weltende. Vernichtung. Grauen.
Und an zweiter Stelle das feuerrote Pferd, dessen Reiter ermächtigt ist, den Frieden von der Erde zu nehmen.
Und dieses feuerrote Pferd ist es, dessen Auftrag mir heute besonders nahe geht. Obwohl der Reiter das Schwert trägt: Nicht er ist es, der die Menschen vernichtet. Mir scheint es, daß sein bloßes Erscheinen die Menschen dazu bringt, sich gegenseitig an den Kragen zu gehen. Was mich beunruhigt: Es sind nicht nur die furchtbaren Mordtaten, von denen alle reden. Es sind, in Abwärtsfolge, auch die großen und kleinen Gemeinheiten, Bedrohungen Nickeligkeiten, Beschimpfungen, Unangemessenheiten, Blockierungen, die die Menschen in den Einflußbereich des feuerroten Reiters bringen. Es erscheint wirklich, als »sei der Friede von der Erde genommen«.
Als Gegenbild zur Logik des Krieges, die die Menschen epidemisch zu befallen scheint, steht aber doch auf dem Berg das Lamm. Unter seine Herrschaft will ich mich stellen. Krieg und Zank sollen nicht das letzte Wort haben. Die Unschuld und Wehrlosigkeit des Lammes mögen uns schützen.
„Er wurde ermächtigt“… und ich stehe fassungslos davor und frage nach dem Sinn solcher Zulassungen. Ich weiß, daß ich in diesem Leben keine Antwort finden werde.
Die Frage ist doch, warum wurde er ermächtigt?
Weil wir zugelassen haben, dass die Welt gottlos und verdorben geworden ist. Es ist der freie Wille des Menschen sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Gott zwingt sich nicht auf. Nur, wenn Gott sich zurückzieht, fällt das Böse ein und deshalb ermächtigt oder nicht mehr gefesselt. Es liegt an uns, Gott wieder zu rufen und uns vom Bösen abzuwenden. Dann wird er uns auch helfen.