Aus dem Tagesevangelium: »Auf gutem Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.» Lk 8,15
Welches Musikstück bist du? Welches Tier bist du? Welche Muppet-Figur, welcher griechische Gott bist du? Könnte jemand einmal den nervenden Typentests auf Facebook die Frage hinzuzufügen: Welcher Nährboden bist du? Das heutige Evangelium bietet folgende Möglichkeiten: Weg, Felsen, Dornen und bezeichnet damit den Grund, auf den der Samen des Wortes Gottes fallen kann.
Viel Stoff für eine Gewissenserforschung. Und seit ich die Perikope des heutigen Samstags kenne – gebe ich zu – lande ich bei der Betrachtung des heutigen Gleichnisses gerne und immer wieder in den Dornen. Und zwar auf der Sorgenseite der Dornen.
Heute will ich es anders halten. Ich habe eine Bodenart vergessen. Denn immerhin fällt der Samen des verschwenderischen Sämanns im Gleichnis Jesu auch auf den Grund, der eigentlich nicht zum Feld gehört. Wenn ich aber zu Gottes Acker gehöre – das bedeutet für mich zur Kirche – dann ist der eigene Standort von Natur aus der gute Boden, der aus Samenkörnern leuchtende, reife Ähren macht.
Dann ist es kein unabwendbares Schicksal mehr, Dornengestrüpp, Felsen oder festgestampfter Lehmweg zu sein. Dann bin ich »guter Boden«. Und plötzlich erscheint mir die unerreichbare Tugendleistung des Fruchtbringens nicht mehr als ein Schön-wär’s-Ziel, sondern als Verheißung und Geschenk.
»Der Samen ist das Wort Gottes». Ich denke zuerst an das gesprochene und aufgezeichnete Wort des Evangeliums, aber auch an Jesus selbst, der sich mir in der Gestalt des eucharistischen Brotes schenkt. Und dann bin ich nicht allein vor einem übermenschlichen Anspruch, der jede realistische Möglichkeit, gut zu sein, übersteigt.
Heute will ich dieses Wort hören und in Gedanken bewegen, ernst nehmen. Ich will daran festhalten, es nicht loslassen, es in den Begegnungen des Tages wachrufen. Es soll nicht an mir vorübergehen wie eine Lektüre, die ich abhake, wenn ich mich anderen Beschäftigungen zuwende. Um Ausdauer bittet mich der Herr, auch wenn die Ausdauer nur darin besteht, mich nicht von eigener Unzulänglichkeit entmutigen zu lassen.
Der letzte Schritt ist viel mehr Verheißung als Aufgabe: Frucht bringen. Die Frucht wird kommen, sie wird wachsen. Und alle Voraussetzungen dafür schafft Gott. Denn mit dem Wort empfange ich nicht eine Sache oder ein löbliches Programm. Ich empfange ihn selber, bin nicht mehr allein.