Tradition und Eierlikör (1)

Diese Gedanken möchte ich allen widmen, die heute nicht ihren Namenstag feiern. Sie sind hoffentlich weit von einer sturen Apologetik der Alten (für mich als Konzilskind: Neuen) Messe entfernt, entstanden aber dennoch als Reaktion darauf, wie (meiner Ansicht nach) die Auseinandersetzung über Liturgie gerade nicht ausgetragen werden sollte: Als verbissenes Für und Wider.

Wer ein normales Gemeindeleben in einer durchschnittlichen Großgemeinde miterlebt – sagen wir vielleicht: St. Tünnes im Kappesgürtel einer rheinischen Großstadt, dann stellt man fest, wie sehr sich das religiöse Leben der Ortsgemeinden – besonders in den Dörfern in Traditionen artikuliert, die älter sind als die Liturgiereform, und die irgendwie erhalten geblieben sind. Ein besonderes Beispiel sind der Rosenkranz vor der Messe – ein Gelöbnis der Urgroßmütter, dmit der Ehemann oder Verlobte heil von der Front zurückkehrt, die Bittgänge um Christi Himmelfahrt oder die Kreuzauffindungsprozession in Sankt Helenchen. Langsam jedoch stirbt das aus. Die Menschen werden älter, und die Traditionsweitergabe hat nicht funktioniert. Aber die Monikas in diesen Gemeinden feiern immer noch ihren Namenstag, sofern sie ihn noch feiern, am 4. Mai.

Liturgischer Planerwille

Was ist da geschehen? Nach dem Krieg mussten die Städte im Rheinland großenteils völlig neu aufgebaut werden. Was jedoch geblieben ist – zumindest in der ersten Nachkriegs-Bauphase – ist eine Erinnerung an die alten Straßenzüge und Namen. Erst später, und mit der Entwicklung sogenannter »Einkaufszentren« wurde das Prinzip »Straßenzüge müssen erhalten bleiben« beiseite getan.

In der Liturgie ist etwas Vergleichbares geschehen. Die Kalenderreform hat lange Eingeübtes teilweise mit brutalem Planerwillen abgetan. Natürlich ist es schön und zweckmäßig, wenn die Mutter Monica von Tagaste ihrem Sorgenkind auch liturgisch vorangeht. Aber wer nicht routiniert dem Kirchenjahr folgt, vergisst den Gedenktag – oder feiert ihn wie gehabt persönlich nach der alten Ordnung. Im Kirchenchor hat jedenfalls Monika (seligen Angedenkens) den Eierlikör am 4. Mai kreisen lassen.

Unsere Monika hat es nie gestört – Eierlikör ist Eierlikör. Aber ich wittere den Stoff für ein Drama, und es lässt mich an eine Gegenüberstellung denken, die ich versuchsweise als Deutungsmuster über solche Beobachtungen lege: Dass sich Ideen nicht als »Weiterentwicklung« ablösen, sondern als scharfe Gegensätze. Es geht um das Gegenüber von alter Ordnung zu neuer Ordnung, die sich nicht als harmloser Dekortionswechsel ereignet, sondern von einem tieferen Widerspruch betrieben wird. Die alte Ordnung war wie eine alte Straße: knorrig, verwinkelt, verschachtelt teilweise, aber sie war belebt. In ihren Winkeln lebten Menschen, sie hatten sich eingerichtet und fragten nicht nach Konsequenz und kirchlichem Corporate Design. Und jede Ecke wusste noch von den Generationen, die vorher dort gelebt hatten. Die neue Ordnung ist geplant; eine Ordnung, die errichtet wurde, um zu passen und soziologisch stimmig zu sein. Aber sie lebt davon, dass die Menschen sie irgendwie annehmen. In den Siebziger Jahren wurden Plätze als Kommunikationsorte eingerichtet. Da wurde ein Miteinander vorgeplant, das sich – aus welchen Gründen auch immer – nie ereignen hat. Ich erinnere mich noch an die Euphorie, mit der damals der neue Krefelder Theaterplatz mit seinen sechseckigen Brunnenelementen in Betrieb genommen wurde. Und heute? Das Publkum betritt das Stadttheater lieber hastig durch die Tiefgarage. Vielleicht gelang der Plan nie, weil sich Gespräche eher auf der Hintertreppe ereignen als in vorgegebenen Begegnungsräumen. »Sei hier spontan!« ist eine paradoxe Aufforderung.

Susanna nur auf Latein

Auch die alte Liturgie ist ein solcher verschachtelter Bau. Und ohne der neuen Liturgie auch nur ein Milligramm ihrer Gültigkeit abzusprechen, muss man sagen, dass sie vieles nicht kann, das der alten Liturgie ganz eigen ist. Es wird in der neuen Liturgie niemals geschehen, dass der Priester – wie Pater B. – im schönsten Eifeler Platt verkündet, die Geschichte der keuschen Susanna werde nur auf Latein vorgetragen, da Kinder anwesend seien. Die neue Liturgie rationalisiert anstößige Stellen lieber weg.

Darum: Lasst den Menschen, die nur die Alte Messe feiern wollen, ihre Liturgie. Leben wir einfach damit, dass es Gräben gibt, die wir nicht zuschütten können und die uns nur dann trennen, wenn wir ein solches wahnwitziges Unternehmen versuchten. Die Zukunft gehört nicht den Liturgieplanern dieser Welt – und auch nicht dem Stahltisch vor dem barocken Hochaltar, sondern denen. die freudig und ohne Neid aus dem Brunnen der Tradition zu schöpfen gelernt haben.


Beitragsbild: Adobe Stock
Es zeigt eine orthodoxe Zeremonie. Das ist nicht sachgerecht, aber schön. 🙂

Dann ist das eben so: Striet und die Kirchenspaltung

Nicht ernstzunehmen?

Gut gelaunt wie eh und ja hat Magnus Striet sich zum Fraternal Letter der mittlerweile 90 Bischöfe aus Amerika und Afrika gemeldet. Unter dem Titel »Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst« gibt er den Lesern und Leserinnen von katholischde gleich schon einmal eine Vorgabe für ihre weitergehende Reflexion. »Nichternstnahme« ist allerdings eine subjektive Gemütszuschreibung. »Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren?« ist ein neutestamentliches Zeugnis solch intellektueller Verachtung. Wir kennen den Fortgang der Geschichte und wissen, gegen wen der Vorwurf intellektueller Schlichtheit von Christus her ausschlug.

»Ich nehme das nicht ernst« ist lediglich ein Dokument persönlicher Verachtung. Ob der Fraternal Letter tatsächlich nicht ernst zu nehmen ist, das ist immer noch von den Argumenten abhängig. Theologische Argumente gewinnen ihre Überzeugungsgewalt allerdings aufgrund der Vorannahmen, auf denen sie aufbauen können. Die Frage, ob Striets Verdikt wirklich zutrifft oder nicht, ist von solchen Vorannahmen abhängig. Wir müssen also Magnus Striets Hermeneutik untersuchen, um ihm zu antworten.

Poppo von Unkenheim, aus der Manesserschen Liederhandschrift: Christus, die Kirche und der Striet

Listig unterstellt Striet den neunzig Bischöfen, sie gäben eine Antwort auf Fragen, die (ihnen) nie gestellt wurden.  »Wer seid ihr denn? Warum gebt ihr eine Antwort auf nicht gestellte Fragen? Seid ihr überhaupt befugt euch einzumischen?« Das schwingt darin mit. Aber zu Recht? Formal produziert der Synodale Weg Anträge und weltkirchliche Arbeitsaufträge, die allein durch ihre Existenz eine Frage an die Weltkirche und an den in Lumen Gentium begründeten Kollegialitätsauftrag der weltweiten Gemeinschaft der Bischöfe stellen. Striet wirft den unterzeichnenden Bischöfen vor, dass sie ihre Arbeit tun. Wenn das ein Fehler ist, dann sicherlich einer, den man der Mehrheit deutscher Bischöfe nicht vorhalten kann. Und wenn man die Sache einmal von der anderen Seite her betrachtet: Wer hat Herrn Striet eigentlich gebeten, sich in einen Briefdialog zwischen Bischöfen einzumischen? Wer hat ihn »gefragt«?

Wen kümmert schon ein Schisma?

Den Bischöfen ist der Dienst an der Einheit aufgetragen. Die kirchliche Einheit bedeutet nicht Uniformität – wo Striet diesen Begriff benutzt, assoziiert er sie mit Gleichmacherei. In Wirklichkeit bedeutet Einheit jedoch, in aller Lebensvielfalt das eine Ziel Christus nicht aus dem Auge zu verlieren. Einheit ist nicht nur synchron, sondern auch diachron zu verstehen. So kann sich der Christ des21. Jahrhunderts auch mit der Märtyrerin des zweiten Jahrhunderts identifizieren.

Welche Haltung hat ein Mensch gegenüber der Kirche, wenn ihm der Bruch der Einheit im Glauben nicht nur egal ist, sondern geradezu als der Reformweg Jesu erscheint? Der Vergleich mit der falschen Mutter im Salomonischen Urteil drängt sich mir auf:»Doch die andere rief: Es soll weder mir noch dir gehören. Zerteilt es!« 1 Kön 3,26

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat

Die tradierte Moral knechtet den Menschen. Die nur angeblich dem Menschen vorangehende gottgegebene Moral ist Illusion und steht unter dem Verdacht des Machtmissbrauchs. Soweit der Eindruck bei der Lektüre des Textes. Damit wird der Wunsch nach Heiligkeit aufgegeben, beziehungsweise glatt negiert. Authentizität ist die neue Vollkommenheit, die kein Mensch aus eigener Kraft erreichen konnte. Der paulinische Freiheitsbegriff des Gestorbenseins gegenüber der Sünde spielt in Striets Denken keine Rolle mehr. Der Mensch ist nicht erlöst, er hat nur seine Skrupel verloren.

Striets »Jesus« bleibt als historisch begrenzte Person in der Vergangenheit, hat ›von Vorstellungen eines modernen Selbstbestimmungsrechts nichts gewusst‹. Die Gleichzeitigkeit Jesu Christi zu jedem lebenden Menschen, die Möglichkeit, dass er mich aus göttlichem Wissen heraus gekannt hat und so am Kreuz für mich sein Leben geben konnte – für Magnus Striet ist sie ausgeschlossen. Sein Christus ist ein lediglich ein Fischlein im Fluss des Weltgeists.

Das Evangelium der Selbsterlösung

Was bleibt im Evangelium nach Striet von der Verkündigung Jesus Christi? Vielleicht eine Welle, die anrollt und sich schließlich am Strand der Pariser und Königsberger Aufklärung bricht? Für den Begriff des (einen) Evangeliums, wie für jeden Singular im Mahnbrief der 74 Bischöfe hat Striet nur intellektuelle Verachtung übrig. Wenn er dann aber selber völlig unkritisch von »diesem Evangelium« spricht, dann meint er das Evangelium von der Befreiung des Menschen aus der Bevormundung durch die Kirche. Da stört es ihn intellektuell auf einmal nicht, den Begriff »Evangelium« eindeutig festzulegen. Solche Widersprüche ziehen sich durch seine gesamte Stellungnahme:
Seine wiederholte Betonung intellektueller Standards (die er selbstverständlich zu erfüllen glaubt) wirkt durch die Verachtung, die er für seine Gegner bereithält, die sich auf den Heiligen Geist berufen, nur noch peinlicher. Es ist ein sehr schlichtes, intellektuell dürftiges, aber leider auch von allen guten Geistern verlassenes, simples Freund-Feind-Schema, das seiner Argumentation zugrunde liegt.

Die Bischöfe sind jetzt gefragt

Bischof Bätzing unterstellt in seiner ausweichenden Antwort auf den Fraternal Letter den kritischen Bischöfen eine hysterische Überreaktion, da sie die Gefahr eines Schismas beschwören. Er wirft ihnen vehement vor, ihre Kritik nicht am Thema der Aufarbeitung des Missbrauchs festzumachen. Im Gegensatz zu Bischof Bätzing ist der Fundamentaltheologe Striet realistisch genug, den Synodalen Weg als Instrument zur Durchsetzung von LGBTQ-Rechten, Frauenpriestertum und einer veränderten Konzeption von Sakramentalität zu sehen – ob er wie Bätzing in dem Debattenformat eine Aufarbeitung des Misbrauchs sieht, sagt er hingegen nicht. Er selbst lässt das Thema ebenfalls unerwähnt. Allerdings kritisiert er die Auffassung, zentrale Forderungen des Synodalen Wegs seien in absehbarer Zeit in Einheit mit der Weltkirche zu bewerkstelligen. Das Schisma ist für ihn bereits jetzt eine Realität, seine Sichtbarmachung keinesfalls das größte Unglück: »Wenn ein solcher geglaubter Glaube schismatisch wirkt, dann ist das so.«
Es liegt auf der Hand, dass Bätzings und Striets Sicht einander nicht nur widersprechen, sondern auch, dass sie nebeneinander nicht bestehen können, wenn beide Personen glaubhaft sein wollen. Striet behauptet: »Historische Prozesse sind offen. Ich bin für Konsequenz.« Das gilt allerdings auch für biographische Prozesse. Sogar für den Freiburger Professor Striet.

Neues Logo für den Synodalen Weg

Kardinal Marx hat heute in der theologischen Fachzeitschrift »Brigitte« gut gelaunt das neue Logo des – bis dahin als kirchliches Reformprojekt bekannten – Synodalen Wegs vorgestellt. Damit reagiert die Deutsche Bischofskonferenz auf ein Versäumnis …

Gut drauf: Kardinal Marx präsentiert das neue Logo des Synodalen Wegs

»Ja stellen Sie sich vor, das war das Ergebnis einer typischen Grappawette zwischen dem Dings, … dem Sternberg und mir. Dann haben wir pünktlich zum 1. April 2019 den Synodalen Weg vorgestellt. Wer hätte denn im Ernst denken können, dass jemand uns diesen Scheiß wirklich abkaufen würde?« lacht der Kirchenfürst dröhnend und pafft verschmitzt einige Rauchkringel gegen die Decke. Dabei habe ich ihnen doch einen wirklichen Tipp gegeben, als ich verkündete, es handele sich um einen Prozess SUI GENERIS! Ich meine, da hätte es doch eigentlich der letzte Depp kapieren müssen! Aber nein, aber nein, die haben das wirklich ALLE für bare Münze genommen. Allen voran der Georg Bätzing. Der ist richtig wuschig geworden.«

»Der Heilige Vater war die ganze Zeit informiert, durfte aber nichts sagen. Das hätte doch den ganzen Spaß verdorben! Ist doch klar!«

Kardinal Marx in Brigitte-Interview

»Beim Heiligen Vater habe ich mir einen Sichtvermerk abgeholt, dass er uns nicht den Spaß verdirbt. Wär ja auch beinahe schief gegangen, als sich immer mehr Bischöfe zu Wort gemeldet haben, die einfach keinen Spaß verstehen. Na ja, ich verstehe ja schon, dass er ein wenig sticheln musste. Den konnten wir aber immer wieder einfangen!« erzählt Marx selbstzufrieden. Dann aber wird er ernst.

»Nun ja, wie soll ich das sagen: Wir wollten ja am Tag darauf den Aprilscherz wieder einfangen und … ja, was man dann so macht und sagt: ›War ein Scherz! Wir haben es nicht so gemeint! Wer konnten denn glauben, dass wir wirklich etwas gegen Rom unternehmen würden!‹ Nur hat mir das keiner mehr geglaubt. Wir hatten unsere Rolle einfach zu gut gespielt. ZWEI Jahre lang müssen wir das Ding jetzt durchziehen. Ich sag Ihnen, das war anstrengend. Und mit der Irme ist nicht gut Kirchen essen.«

»Und dann der Georg! Der lief zur Höchstform auf: ›Reinhard siehst du denn nicht, dass uns das mindestens zwei Jahre lang die Mühe spart, mit mühevoller Kleinarbeit einen neuen Aprilscherz auszudenken? Komm, lass mich mal den Job machen. Wir werden uns bestimmt mindestens bis 2022 kaputtlachen!‹ Und da hatte der Georg recht. Bislang war ja immer der Sekretär für den Aprilscherz der DBK zuständig gewesen, mit dem Erfolg, dass es keiner gemerkt hat und mindestens zwanzig Prozent unserer Publikationen eigentlich Aprilscherze vom Langendörfer sind. Da hat uns aber die Beate ganz schön ins Gewissen geredet, als die den Job übernommen hat.

Tja, und deswegen stelle ich Ihnen heute das neue Logo des Synodalen Wegs vor! Tut uns natürlich leid für alle, die uns den Schmarrn abgekauft haben! Hahaha! April, April! Aber im Ernst: Wer hätte denn wirklich im Ernst annehmen können, wir würden irgendwas ohne Einverständnis des Heiligen Vaters beschließen? So, jetzt lassen sie uns mal zu Tisch gehen. Ich habe ein herrliches Synofantenragout zubereiten lassen!«

Gesegnet der Mann

Fast vierzig Jahre ist es nun her. Der Jahrgangsstufenverband hatte sich nach dem Abitur aufgelöst, und wir alle gingen unserer Wege. Für uns Jungs erstmal zu mehr oder weniger fröhlichen Geländespielen bei der Bundeswehr. Ein letzter Aufschub für diejenigen, die noch nicht so genau wussten, welchen Berufsweg sie einschlagen wollten. Da sich meine Vorstellungen über den weiteren Weg noch recht vage gestalteten, war es ein guter Aufschub.

So schob sich also ein mit Wehrdienstleistenden vollgestopfter D-Zug durch die Norddeutsche Tiefebene. In meinem Gepäck: Eine Bibel. Aber nicht irgendeine Bibel! Unsere angehenden Theologinnen hatten ihren Freundeskreis mit den Restexemplaren der Jerusalemer Bibel mit der Herder-Übersetzung versorgt. Die Qualität der Sprache und der gründliche Anmerkungsapparat hatten es mir angetan.

Die meisten von uns dösten an diesem heißen Tag in ihren kunststoffbezogenen Sitzen; einige spielten Doppelkopf, andere schmökerten, und möglicherweise besaß der eine oder andere auch schon einen Walkman. Ich blätterte ein wenig wahl- und ziellos in der Bibel, bis plötzlich das Bild des Baumes am Bach in meiner Vorstellung Gestalt annahm. Mitten in einer Einöde verdorrten Gestrüpps stand er da in unverschämter Schönheit, und der grüne Wipfel spendete Vögeln und Eichhörnchen Schatten. Sein Wurzelwerk reichte weit verflochten bis in die feuchten Gründe des nahen Baches herab – eine paradiesische Vorstellung für den durstigen jungen Mann in seinem nicht klimatisierten Zugabteil.

Banias, Wasserfall bei den Jordanquellen, Bild: ©LevT bei Adobe Stock

»Gesegnet der Mann, der sich auf Jahwe verlässt und dessen Hoffnung Jahwe ist. Er ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bache hinbreitet. Er braucht nichts zu fürchten, wenn die Hitze kommt, sein Laub bleibt immer grün. In einem dürren Jahr macht er sich keine Sorgen, ohne Unterlass bringt er Frucht.« (Jeremia 17,5)

Vielleicht hat sich mir dieses Bild wegen dieses heißen Tages im Zugabteil so sehr eingeprägt, dass es mir zum Lebensmotiv geworden ist. Mitunter vergesse ich, dass es sich um ein Wüstenbild handelt. Es ist ein Bild für angefochtene Menschen; nicht für denjenigen, der sagt: »Es wird schon irgendwie gut gehen!« Es ist ein Bild für die Dürre, ein Bild für das Leben, wenn alles dem Leben entgegensteht. Das Bild verneint nicht die Existenz dürrer Tage, aber es verheißt das Fruchtbringen auch in bedrängter Zeit.

Ich habe nach diesem Tag im Zugabteil noch ein paar Jahre gebraucht, um mir bewusst zu werden, dass Gott selbst der Bach ist, aus dem wir schöpfen können. Ich gestehe, in dieser heutigen, so absurd anmutenden Zeit muss ich oft meine inneren Wurzeln herabstrecken, um mich zu vergewissern, ob dieser Bach noch fließt.

Ein biblisches Bild steht immer in Zusammenhang seiner Zeit. Jeremia hatte vielleicht zu Beginn des Babylonischen Exils die Bundestreue Judas vor Augen, die er gefährdet sah. Aber über den konkreten geschichtlichen Kontext hinaus spricht die Heilige Schrift auch zu mir, und der jeweils eigene Weg mit der Schrift ist auch ein wertvoller Auslegungsweg. Das führt zu der Frage, mit welchen Wurzeln ich denn zu dem reich gefüllten Bach hinabgelange?

Einen Antwortversuch darauf möchte ich mit den Worten Frère Rogers, des Priors der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé wagen: »Selig wer sich dir ganz überlässt, o Gott, im Vertrauen des Herzens. Du bewahrst uns in der Freude, der Einfachheit und der Barmherzigkeit!«

Kirche. Macht. Pippi.

Wenn sie (Astrid Lindgren) irgendein Ziel mit der Figur der Pippi Langstrumpf verbunden hätte, dann dieses: »Zu zeigen, dass man Macht haben kann, ohne sie zu missbrauchen.«

Frau Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamts des Bistums Osnabrück, hat natürlich mit ihrer Betrachtung zu Pippi Langstrumpf in vielem Recht. In Hinsicht auf Dorothea Schmidts Buch »Pippi-Langstrumpf-Kirche« verfehlt sie jedoch das Thema.

Landhaus in Schweden, Foto von Bente Jøhnsson auf Pixabay

Vielleicht hätte sie erwähnen können, dass eine Liedzeile Anlass zu Dorothea Schmidts Buch gegeben hat, die in Astrid Lindgrens Büchern gar nicht vorkommt: Die deutsche Übertragung des Erkennungslieds zu den Pippi-Langstrumpf Filmen von Olle Hellbom.

Da heißt es: »Ich mach mir die Welt – widewidde – wie sie mir gefällt!« Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht daran, dass Andrea Nahles auf dem Höhepunkt des Bundestagswahlkampfs 2013 genau diese Liedzeile am Rednerpult des Bundestags vorgetragen hat, um die Selbstdarstellung der schwarzgelben Koalition wirksam zu kritisieren.

An diesem Punkt setzt auch die Autorin des lesenswerten Buchs »Pippi-Langstrumpf-Kirche – Erfahrungen auf dem Synodalen Weg« an … und gibt unumwunden zu, was Frau Kreidler-Kos hätte bemerken können, wenn sie das Buch gelesen hätte, dass sie Pippi Langstrumpf bis zum heutigen Tag als literarische Figur liebt. Aber: »Pippi hätte ihren Lebensstil nicht bis ins Erwachsenenalter durchziehen können, ohne sich selbst zum Gesetz zu machen.«
Das geistliche Erwachsenwerden wünschte man dem Bistum Osnabrück und seinem Bischof. Denn es ist ja nicht so, als ginge die geistliche Qualität – zum Beispiel der Impulse, die die Socialmedia-Redaktion über den Twitter-Account setzt – über Prilblumenromantik hinaus. (Übrigens ein weiteres popkulturelles Phänomen.)

So beschreibt Dorothea Schmidt in ihrem Buch die Praxis, Wortmeldungen auf dem Synodalen Weg, durch das Zeigen roter und grüner Abstimmungskarten zu bewerten. Melden sich missliebige Vertreter der katholischen Minderheitsposition, darf man recht früh damit rechnen, dass die »roten Karten fliegen«. Der Witz ist, dass dieses plebiszitäre Element von der Synodalsatzung gar nicht vorgesehen ist. Wie sollte es auch? Eine Abstimmung im Stil eines Parlaments oder Parteitags entspricht durchaus NICHT dem synodalen Geist des Aufeinanderhörens. So hatte auch der BDKJ diese Karten verteilt und von ihnen Gebrauch gemacht, um Druck auf Redner und Rednerinnen auszuüben.

Es scheint also, dass die Autorin des Bistums Osnabrück die Tragweite der Kritik an einer Synodalversammlung, deren Mehrheitsfraktion sich selbst Weg genug ist, eigentlich gar nicht erfasst hat. Es befremdet ja ohnehin schon, dass ein ganzes Bistum an dieser Stelle als «Partei« auftritt. Nicht nur dies widerspricht dem katholischen Geist.

Ein letztes Wort zu Pippi Langstrumpf. Die Ephraimstochter ist durchaus Kind ihrer Zeit. Besonders deutlich wird das im Umgang mit einer fiktiven Südseekultur. Pippi und ihr Vater sind eigentlich Vertreter einer kolonialen Epoche, daran ändert die Umbenennung des väterlichen Titels in »Südseekönig« nichts. Ich frage mich, ob die Haltung, die der Account des Bistums Osnabrück gegenüber dem katholischen Teil der Synodalversammlung zeigt, nicht etwas ähnlich Überhebliches an sich hat.

Wollte der »Synodale Weg« nur den priesterlichen Dienst im Gottesvolk stärken?

»Braucht es überhaupt das Priestertum in der Kirche?«

Es war tatsächlich so, wie die Journalisten es verstanden haben. Das Abstimmungsprotokoll zeigt eine knappe Mehrheit für die Frage, »ob es das Priestertum überhaupt braucht«.

Segantini, Frühmesse

Das ist etwas komplett anderes als +Bätzings Behauptung, es gehe um die Stärkung des priesterlichen Dienstes im Volk Gottes. +Bätzing kann die Frage aus einem einleuchtenden anderen Grund nicht richtig wiedergegeben haben. Einfach nur priesterlichen Dienst zu stärken wäre eine sinnvolle Aufgabe – allerdings in einem anderen Forum als auf dem diskreditierten »Synodalen Weg«. Diese Frage hätte jedenfalls keine KNAPPE, sondern sogar auf dem SW eine übereinstimmende Zustimmung erhalten.

Fazit: +Bätzing hat vor der Presse mit einer unwahren Schutzbehauptung abgewiegelt – und zugleich die Journalisten für ihre Arbeit kritisiert.

Es ist zu prüfen, ob er sich geirrt oder sogar gelogen hat.

Die Frage, ob es »das Priestertum überhaupt braucht« ist mit einem Blick in Presbyterorum Ordinis, dem »Dekret über Dienst und Leben der Priester« des Zweiten Vatikanischen Konzils zu beantworten. Die Frage erneut aufzuwerfen bedeutet, die Autorität des kirchlichen Lehramtes zu verwerfen.

Der entscheidende Punkt ist: Wenn in irgendeinem Zusammenhang die Frage aufkommt, ob es das Priestertum braucht – ich setze jetzt ehrenwerte Gründe dafür voraus – dann setzt man auf theologische Erkenntnisquellen und nicht auf Plausibilitätserörterungen einer Delegiertenversammlung. Dann fragt man in den Raum, ob jemand kurz im KKK oder in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils nachschauen kann.

Wenn die Frage an die »Delegierten« weitergereicht wird, obwohl sie längst beantwortet ist, erweckt die »Synodalversammlung« den Eindruck, als sei das Ordentliche Lehramt für sie nicht verbindlich.

Dann aber kann man alles und zu jeder Zeit auf den Prüfstand stellen, und jede Vereinbarung gilt nur, solange sie nicht wieder von irgendeinem Hansel in Frage gestellt wird.

Es ist daher meines Erachtens dringend notwendig, an den Papst zu appelieren und den »Synodalen Weg« überprüfen zu lassen.

Kirche, Krise, Karsamstag.

Krisen sind Entscheidungssituationen, die man annehmen und bewältigen muss. Es kann mehrere Formen der Krise geben: eigene Krisen (durch Reformbedürftigkeit oder Dekadenz, Abweichen vom ursprünglichen Auftrag) und äußere Krisen (Verfolgungssituationen, Neubewertung durch die umgebende Gesellschaft).

Giovanni Bellini, Pietà

Wer könnte ernsthaft bezweifeln, dass die Kirche als sichtbare Institution in unserer Region sich in einer Krise befindet?

Die Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche hat in einem kaum für möglich gehaltenen Bereich das sittliche Scheitern vieler Vertreter aufgedeckt. Aber auch Verantwortliche haben – oft in Verkennung der Situation – eher versucht, Schaden von der Institution abzuwenden, als die Geschädigten ernstzunehmen.

An endogenen Gründen für eine Krise der Kirche, die sich in der Geschichte bewegt, fällt die Anfälligkeit gegenüber Ideen und Philosophien auf, die die Kirche von ihrem Ursprung wegbewegen. Natürlich sind hier die Themen des sogenannten Synodalen Wegs als Krisentreiber auszumachen. Der Kirche wird eine Kur durch Anpassung an die dekadente Gesellschaft empfohlen. Wenn sie sich nicht mehr von der Gesellschaft unterscheide, könne sie attraktiv auf die Gesellschaft wirken, lautet der Zirkelschluss.

Da der aggressive Säkularismus blind für seine eigene Anfälligkeit für das Böse ist, verspricht er der Kirche mit schönen Worten das als Heilmittel, womit er selber bereits sittlich gescheitert ist. Bischof Bode und Bischof Bätzing nennen das dann Offenbarungsqualität der Lebenswirklichkeit.

Befeuert durch eine Bevorzugung der Medien drängen Gruppen darauf, dass sich die Kirche von ihrer eigenen Herzmitte lossagt. Bischöfe und Domdekane hofieren die Zweinullgruppe, die, ohne diese Auffassung jemals widerrufen zu müssen, offen die Abschaffung des Priestertums fordert.

Und die Gläubigen? Sind oftmals hin- und hergerissen.

Es gerät hier aus dem Blick, dass der Beistand der Kirche nicht ihre Satzung, ihr Katechismus oder das Kirchenrecht sind, die man etwa mit ausreichender Mehrheit (oder wenn man einen Bischof oder einen Papst installiert hat, der die eigene Auffassung vertritt) ändern kann, sondern die im Heiligen Geist eingelöste Zusage Jesu: Ich bin bei euch alle Tage. Kein selbsternannter Reformer kann in der Kirche Dinge umsetzen, die außerhalb seiner Vollmacht liegen. Das wird krachend scheitern.

Kirchengeschichte ist von ihrem Ursprung her Krisengeschichte: »Wollt auch ihr weggehen« fragt Jesus die Jünger bereits in Kapharnaum nach der Spaltung durch die große eucharistische Verheißungsrede. Schließlich erlebt die Jüngergemeinschaft ihre Krise bei der Festnahme und Hinrichtung Jesu. Auch die Entscheidung für den Auferstandenen ist eine Krise – hinter verschlossenen Türen, auf dem Weg nach Emmaus, am See von Tiberias. Die junge Kirche schließlich wird mit ihrer Gründung in die Krisen blutiger Verfolgung und einbrechender Irrlehren geschickt. Krisen, wohin man schaut.

Das alles betrifft die Kirche, soweit sie sich in ihrem geschichtlichen Prozess befindet. Ich wage die Prognose, dass das eifrig herbeigeschriebene Schisma in unserem Land noch lange auf sich warten lassen wird. Die Verantwortlichen der Kirche werden versuchen, die Konfliktlinien so lange vage und verschwommen zu halten, wie es eben geht, um in der Krise keine Entscheidung treffen zu müssen.

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Kirche in ihrer lebendigen Mitte die Krise des Karsamstag bereits hinter sich gelassen hat. Sie beweint nicht mehr den Leichnam. Ihre Kraft ist der Auferstandene. Sich bei ihm »in Stellung zu bringen« und neues Leben eher aus Umkehr und Buße zu erwarten als aus dem Abarbeiten säkularer Vorstellungen – da ist man eigentlich gut aufgestellt, den Weg mit Jesus aus der Krise zu gehen.

Vorsicht Woelki!

Ein Hirte, der sich auf Augenhöhe mit den Schafen befindet, hat entweder Ischias oder ist schwer betrunken«, schrieb eine Freundin in einem Kommentar auf Facebook. Anlass für diese pointierte Bemerkung war die Klage, Kardinal Woelki habe mit seiner Kritik an der Sitzordnung im Synodalen Weg deutlich gezeigt, dass er sein bischöfliches Elitetum pflegen und sich nicht unter die Schafe begeben wolle. Natürlich lässt sich leicht einwenden, das eine solche Charakterisierung nun überhaupt nicht zum Erzbischof von Köln passt. Aber vielleicht ist es gut, die Frage zu beleuchten, ob es überhaupt zur Berufsbeschreibung eines Bischofs gehört, dass er sich auf Augenhöhe mit der Herde zu befinden. Freilich ist damit nicht der Verzicht auf ein leutseliges Miteinander gemeint, ohne das man ja im Rheinland ohnehin für weder joot noch bös angesehen wird. Dagegen könnte man dann auch, dem Papst folgend, sagen: Der Hirte muss nach Schafen riechen. Allerdings gelingt das den Bischöfen (wie uns allen) mal besser, mal schlechter. Es geht also nicht um die Frage nach Arroganz, sonder um die Frage, ob er den Stab wegwerfen und mit den Lämmern blöken darf.

Ich finde ja, ein Hirte darf gar nicht auf Augenhöhe mit den Schafen sein. Er muss die Übersicht haben, sonst ist er kein Hirte, sondern schlimmstenfalls ein Wolf. Episkopos, aus dem sich das Wort »Bischof« gebildet hat, ist der, der die Übersicht hat, der »Aufseher«. Das ist nun das genaue Gegenteil vom Augenhöhe-Einhalter. Das ist das strukturell unaufgebbare Wesen des Priestertums, und es geht auf Jesus Christus selber zurück. »Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat« ist die Beschreibung des Jüngers durch Jesus. »Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm.« beschreibt Matthäus den Augenblick, in dem die Bergpredigt beginnt. Klare hierarchische Gliederung.

Dieser Hierarchie (heilige Ordnung) verdanken wir, dass Jesus zu uns kommen kann, und zwar ohne die mindeste Einschränkung. Wenn du, der du das liest, die Heilige Eucharistie empfängst, dann ist Jesus genau so wirksam und lebendig bei dir wie damals in Galiläa bei seinen Jüngern. Wenn du die Bibel liest, dann darfst du sicher sein, Gott spricht hier und jetzt zu dir, weil du durch die Generationen hindurch der Autorität der Apostel und der ersten Bischöfe vertraust.

Ein Bischof weiß, dass er diese Aufgabe durch seine Weihe übernommen hat, und sie ist schwer. Er ist dafür verantwortlich, dass die Herde in seinem Bistum zu Christus geführt wird. Und Gott hat ihm gesagt, dass er zur Rechenschaft für die Seelen gezogen wird. Augenhöhe mit dem Bischof haben wollen heißt also, täglich mit ihm am Rand der Hölle spazierenzugehen.

Einen gewissen Teil seiner Verkündigung widmet Jesus übrigens den Hirten, die ihre Aufgabe vergessen, es sich wohl sein lassen und so den Wolf ins Haus locken. 

Die Leute, die am vehementesten die Augenhöhe einfordern, wollen diese bischöfliche Autorität abschaffen oder einschränken. Aber in dieser Forderung nach Nivellierung steckt die Ablehnung der Herrschaft Jesu Christi, des auferstandenen Sohnes Gottes. Das gilt es zu bedenken, und dann redet man nicht mehr so unbedacht über den oder jenen, den man besonders gut oder besonders schlecht findet.

Schafft also das Amt des Bischofs ab, und ihr habt euch erfolgreich der Königsherrschaft Jesu Christi entledigt.

Der Mensch als Pixel und Bildhintergrund

  

  
In einem Gastkommentar für die katholische Nachrichtenseite kath.net habe ich mich mit dem Logo des sogenannten »Synodalen Wegs« beschäftigt.Ich möchte auf ein weiteres sprechendes Detail hinweisen: Auf das Fotomosaik. Kirchliche Bekanntheit erzielte diese Darstellungstechnik vor anderthalb Jahrzehnten, als sich nach dem Tod des großen Papstes Johannes Paul II tausende mit ihrem Portraitfoto beteiligten. Eine Software wertete die Farbwerte der individuellen Fotos aus und generierte ein gewaltiges Mosaik, auf dem jedes Bild zum Pixel einer großen Darstellung des Papstes wurde. So konnten viele ihrer Trauer und ihrem Dank Ausdruck verleihen. Das war beeindruckend.

Dieses Prinzip nutzt die Jodelsynode für sich … oder gibt es zumindest vor. Denn das vermeintlich generierte Bild des Wegweiserlogos ist nur hineinkopiert.

Natürlich ist es schwieriger, ein farbenprächtiges Logo, noch dazu mit einem so schönen und lebensbejahenden Regenbogenmotiv ❤️ durch die Farbtemperaturen diverser Fotos darzustellen, selbst wenn viele der Portraitierten sich mit ihren Batikschals präsentieren sollten.

Darum wird das Logo eben einfach mit unscharfer Kante auf separater Ebene über eine farbneutrale Fläche aus Einzelfotos gesprüht. Fake also.

Auf den ersten Blick effektvoll, bei näherem Hinsehen recht schal. Dabei hatte die schöne Idee noch geklappt, als die Werbeagentur sie vorstellte. Logisch. DIE hatten damals schon die Wort-Bild-Marke über das Mosaik kopiert.

Fazit: Du bist nicht Teil des Mosaiks. Du bist nur da für die allgemeine Farbstimmung. Das Logo wird draufprojiziert.

Die draußen stehen, sind unsere Brüder

Langenzenn, Stadtkirche Hl. Augustinus, ca 1440/50, Photo: Wolfgang Sauber, Quelle Wikipedia

Remedium gegen Ausgrenzungsphantasien aller Art:

»Vor allem ermahnen wir euch, dass ihr Liebe habt: nicht allein untereinander, sondern auch zu denen, die draußen stehen, ob sie nun Heiden sind, die noch nicht an Christus glauben, oder, von uns geschieden, sich zwar zum Haupt bekennen, aber vom Leib getrennt sind. Wir wollen um sie trauern wie um Brüder; denn ob sie es wahrhaben wollen oder nicht, sie sind unsere Brüder. Nur dann hören sie auf, unsere Brüder zu sein, wenn sie nicht mehr ›Vater unser‹ sagen.«

Augustinus, aus einer Auslegung zu Psalm 32
(Die Lesung ist der zweiten Lesung des Montags der 16. Woche im Jahreskreis II entnommen.)