
Markus, 2,1-12
»Als er nach Tagen abermals nach Kafarnaum kam, wurde gehört, er sei im Haus. Und viele liefen zusammen, sodass auch im Torhof kein Platz mehr war. Während er das Wort zu ihnen redete, kommen sie und bringen einen Gelähmten zu ihm, von vier Männern getragen. Weil sie ihn wegen der Leute nicht zu ihm hinbringen konnten, deckten sie dort, wo er war, das Dach ab und gruben ein Loch hindurch. So lassen sie die Bahre, auf der der Gelähmte lag, hinunter. Als Jesus ihren Glauben sieht, sagt er zum Gelähmten: Kind, jetzt sind deine Sünden nachgelassen.
Einige der Schriftgelehrten aber saßen dort und dachten in ihren Herzen: Was? So redet der! Er lästert. Wer kann Sünden nachlassen außer einem: Gott? Gleich aber erkennt Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich denken, und er sagt zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter: zu dem Gelähmten zu sprechen: Jetzt sind deine Sünden nachgelassen, oder zu sagen: Auf, nimm deine Bahre und geh einher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden nachzulassen – sagt er zum Gelähmten: Auf! Nimm deine Bahre und geh nach Hause! Und der richtete sich auf und nahm sogleich die Bahre. Er ging hinaus vor aller Augen, sodass alle außer sich gerieten, Gott verherrlichten und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen!«
Fridolin Stier, „Das Neue Testament“, Patmos Verlag, Stuttgart 1982
Gedanke (mit Augustinus)
Augustinus nimmt die Perikope vom Gelähmten und seinen Freunden in Kafarnaum auf und vergleicht den Gelähmten mit der Seele des Sünders bzw. des Schwachen. Er rät, die eigene Seele als den Gelähmten zu betrachten, den seine Freunde zu Jesus hinablassen, indem sie das Dach abdecken.
Das »Dach abdecken« meint für Augustinus: aufdecken, was im Menschen ist – die Sünde, die Schwäche, das immer-wieder-In-dieselben-Fehler-Fallen. Die gelähmte Seele zu Jesus hinablassen, nachdem dieses Dach der Geschütztheit beiseitegelegt ist, bereit sein, sich nassregnen zu lassen, um bei Jesus zu sein – dann wird mir Heilung geschenkt.

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